Klimaneutralität als Ziel für Öhringen
Rund 200 Gäste bei Infoveranstaltung zum Klimaschutzkonzept. Gemeinderat entscheidet am 27. Februar. Mobilitätskonzept und Kommunale Wärmeplanung stehen bereits.
Am 27. Februar wird der Öhringer Gemeinderat beschließen, ob die Große Kreisstadt zum 1000-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2037 die Klimaneutralität anstrebt. Wie dieses Ziel zu erreichen ist, präsentierte die Öhringer Stadtverwaltung am 30. Januar in einer öffentlichen Informationsveranstaltung in der KULTURa. Das vorgestellte Klimaschutzkonzept bündelt Zahlen zum aktuellen CO2-Ausstoß und listet auf Öhringen zugeschnittene Maßnahmen zur Klimaneutralität auf.
„Beim Klimaschutz ist Öhringen bereits große Schritte gegangen. Gut drei Millionen Euro fließen jährlich in die Stadtwerke Öhringen. Rund 300.000 Euro Klimageld stehen pro Jahr für nachhaltige Energieprojekte bereit. Wir haben die kommunale Wärmeplanung fertig und das Mobilitätskonzept steht. Unsere Klimaschutzmanagerin Sophie Strecker hat zusammen mit dem Stadtbauamt und weiteren Partnern diese Konzepte sehr gut koordiniert. Nun folgt der Baustein, der alles zusammenfasst: das Klimaschutzkonzept“, sagte Oberbürgermeister Thilo Michler.
„Wir können diese große Herausforderung der Klimaneutralität für unsere Stadt nur gemeinsam bewältigen. Mit dem Klimaschutzkonzept zeigen wir Wege auf, wie das zu erreichen ist. Jeder kann dazu beitragen, dass wir energietechnisch unabhängig werden und gleichzeitig das Klima schützen. Letztendlich ist es für alle eine win-win-win Situation“, sagte Stadtbaumeister Kai Langenecker.
Potenziale auf dem Weg zur Klimaneutralität
223.000 Tonnen CO2 jährlich stößt die gesamte Stadt Öhringen laut der BISKO-Analysen aus dem Jahr 2019 aus. 23 Prozent entfallen auf Strom-, 27 Prozent auf Wärmeerzeugung. 18 Prozent der Emissionen kommen aus dem Verkehr und alleine ein gutes Drittel der Treibhausgasemissionen verursacht die Autobahn A6. Da der CO2-Ausstoß der Autobahn alleine mit städtischen Maßnahmen nicht beeinflussbar ist, wird dessen Kompensation beim Beschlussvorschlag der Verwaltung nicht miteinbezogen. Folglich liegt das Ziel der Stadt bei der Reduzierung von jährlich 149.000 Tonnen CO2 bis zum festgesetzten Zieljahr 2037.
Freiflächen-Photovoltaik, Windränder und gemeinschaftliches Engagement
Um das zu erreichen sieht die Stadtverwaltung besonders viel Potenzial im Ausbau von Freiflächenphotovoltaik und Windkraft. Voll ausgebaut würden diese Maßnahmen 50 Prozent des CO2-Ausstoßes der Gesamtstadt reduzieren. Bislang liegt der Anteil erneuerbarer Energien in Öhringen bei 24 Prozent beim Strom und 15 Prozent bei Wärme. Allein der sich im Genehmigungsverfahren befindliche und voraussichtlich 2027 ans Netz gehende Windpark Karlsfurtebene mit sieben Windrädern im Ortsteil Michelbach soll eine Leistung erbringen, die 25.000 Haushalte zu je drei Personen mit Strom versorgen kann. Öhringen hat knapp 25.500 Einwohner. Seine Inbetriebnahme spart 18 Prozent des gesamten CO2-Jahresausstoßes. Dazu profitieren Anrainer-Kommunen finanziell von dem Projekt. Städte und Gemeinden innerhalb des 2500-Meter-Radius um einen Windpark bekommen entsprechend ihres Flächenanteils 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Für die Öhringer Stadtkasse entspräche das jährlich rund 65. 000 Euro an Zuwendungen.
Seit 2019 hat Öhringen mit der „Photovoltaik-Offensive“ Tempo beim PV-Ausbau gemacht. Sechs FFPV-Anlagen auf rund 11 Hektar sind schon am Netz, neun Anlagen sind in Planung. Insgesamt liegt das Einsparpotenzial der FFPV bei 16 Prozent des CO2-Gesamtausstoßes. Neu ist, dass seit dem Jahr 2023 Flächen im Abstand von 200 Metern um die Stadtbahn und die Autobahn rechtlich für FFPV als privilegiert betrachtet werden. Das bedeutet, dass für Vorhaben auf diesen Flächen kein (zeit-)aufwendiger Bebauungsplan mehr erstellt werden muss.
Kommunale Liegenschaften im Fokus
Einen großen Hebel hat die Stadtverwaltung auch bei den kommunalen Liegenschaften. Hier gilt es 2.200 Tonnen CO2 einzusparen. Alleine die Hälfte der Wärmeerzeugung entfällt auf Schulen, Kitas und Sporthallen. 30 Prozent des Stromverbrauchs schlagen bei der Kläranlage und Wasserversorgung zu Buche, knapp 20 Prozent entfallen auf Straßenbeleuchtung, gut 35 Prozent auf Gebäude.
„Bei der CO2-Bilanz unserer Gebäude haben wir eine Vorbildfunktion“, sagte Stadtbaumeister Kai Langenecker.
Deswegen wurden in den letzten zwei Jahren und noch bis Ende 2024 sieben PV-Anlagen auf Schulen, Kindergärten, Hallenbad und die Feuerwehr im Pfaffenmühlweg – hier sogar in modernster vertikaler Fassaden-PV – errichtet, die jährlich insg. 540 Tonnen CO2 einsparen und den CO2-Ausstoß der Verwaltung um rund 25 Prozent reduzieren. Auch Nahwärme ist bei der Versorgung kommunaler Liegenschaften und umliegender Wohngebiete für die Stadtwerke Öhringen ein wichtiges Thema. Zwei Hackschnitzelanlagen, die mit regionaler Biomasse betrieben werden, stehen bereits. Die Zentrale am Krankenhaus wurde Ende Januar angeschlossen, die am Freibad folgt im Frühjahr. Im Neubaugebiet Limespark ist eine dritte Anlage geplant. Dort herrscht bereits jetzt schon Anschlusspflicht für Neubauten an Nahwärme. Details dazu finden sich in der kommunalen Wärmeplanung.
„Der nun erarbeitete Maßnahmenkatalog wäre ohne den Einsatz vieler Akteure so nicht möglich gewesen. Die Einbindung der Bürgerschaft durch Umfragen, die Unterstützung des Gemeinderates, das Engagement der Bürgerinitiative ‚Öhringen klimaneutral 2035‘ sowie viel Zeit und Herzblut seitens der Mitarbeitenden im Rathaus haben diesen Rundumschlag ermöglicht“, sagte Klimaschutzmanagerin Sophie Strecker. „Ich wünsche mir nun, dass die Stadt Öhringen mutig den Klimaschutz gestaltet und der Gemeinderat bis spätestens 2037 Klimaneutralität anstrebt. Die Verwaltung mit dem neuen Amt für Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung will gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern vorangehen, um schließlich die vom Land Baden-Württemberg geforderte Netto-Treibhausgasneutralität bis 2040 zu schaffen.“
Zum Abschluss der Veranstaltung informierten in persönlichen Gesprächen die Stadtwerke Öhringen, das Klimazentrum Hohenlohekreis, die Abo-Wind und das Stadtbauamt über Maßnahmen und beantworteten Fragen.